Ergänzen möchte ich noch, dass natürlich "alle Theorie grau ist"... Es macht absolut Sinn, verschiedene Quellen zu Rate zu ziehen (Internet sei Dank ist das heute leichter denn je). Aber bitte immer ergänzend zu einem qualifizierten Unterricht. Es gibt immer mehrere Ansätze, eine Bewegung zu erklären (manche Menschen brauchen eine sehr analytische Info, andere ein Bild, wieder andere müssen bei der Hüfte gepackt und "geschoben" werden). Finde heraus, was für dich am besten funktioniert. Falls deine Lehrerin/dein Lehrer nicht in der Lage sein sollte, dir (auch auf Nachfrage) die Bewegung nicht richtig zu erklären, solltest du überlegen, ob du dort gut wirklich aufgehoben bist ;).
Kennt ihr das? Manchmal ertappe ich mich kopfnickend im Tanzunterricht, obwohl ich keinen blassen Schimmer habe, was mein Lehrer gerade eigentlich von mir will. „Arabesque devant En-dehors mit anschließender Pas de bourrée Drehung endend in Raumrichtung 5, Maja, Maja, Maja, Maja!“ – ja nee, is klar! Frei nach dem Motto „Wird schon schief gehen“ werden also keine Bedenken geäußert oder Fragen gestellt (es könnte ja peinlich sein), sondern lieber geguckt was die anderen machen (was fatal ist, wenn alle so denken wie ich) oder einfach geschludert. Dabei wäre es doch sooo wichtig die Übungen korrekt auszuführen um den Bewegungsablauf zu verinnerlichen und die Bewegungsqualität zu erhöhen. Mist! Und jetzt?
Ich glaube es gibt zwei Gründe für eine mangelhafte Bewegungsausführung:
1. Ich kenne die Terminologie nicht und weiß daher nicht was von gefordert wird (obwohl ich die Bewegungsausführung vielleicht sogar beherrschen würde) oder
2. Ich kenne zwar den Namen, weiß also was gewünscht ist, habe die Bewegung aber nie von Grund auf richtig erlernt.
Als ich anfing zu unterrichten, war ich plötzlich damit konfrontiert Bewegungen nicht nur korrekt auszuführen, sondern auch erklären zu müssen. Dieser Umstand hob meine Tanztechnik nochmal auf ein anderes Level, da ich anfing mich sehr intensiv mit den Bewegungszusammensetzungen im orientalischen Tanz und im Ballett auseinanderzusetzen. Daher möchte ich euch auf diesem Weg sehr gern ein paar Impulse geben bzw. Möglichkeiten aufzeigen euer tänzerisches Know-How zu erweitern. Das Tolle hierbei: Ich muss das Rad gar nicht erst neu erfinden, denn es gibt Tänzerinnen in Deutschland, die auf diesem Gebiet bereits Pionierarbeit geleistet haben. Aber vorab noch einen kurzen Exkurs zum ESTODA System. (ESTODA = ESsential Technique of Oriental Dance).
Da ich es nicht treffender formulieren könnte als ESTODA selbst, hier ein Zitat zur Erklärung des Systems: „Das (…) ESTODA System basiert physikalisch auf den drei Raumachsen und den Möglichkeiten des menschlichen Körpers, Becken und Brustkorb voneinander isoliert auf diesen Raumachsen zu verschieben und mit ihnen um sie zu drehen. Aus den zeitlichen und räumlichen Verbindungsmöglichkeiten der Verschiebungen und Drehungen, z. T. in Kombination mit Schritten, lassen sich alle Bewegungen des Orientalischen Tanzes („Bauchtanz“) zusammensetzen und absolut exakt und einfach verständlich beschreiben.“ Wenn ihr dieses System einmal vollständig durchdrungen habt, sollte es ein Leichtes für euch sein orientalische Tanzbewegungen zu analysieren und umzusetzen. Hier lässt sich übrigens zwischen Primär- und Sekundärbewegungen unterschieden. Die Primärbewegungen könnt ihr quasi aus dem obigen Bild ablesen: Wippe, Kippe, Twist, Verschieben auf der Vertikalachse, Sagittalachse und der Horizontalachse (jeweils im Hüft- oder Oberkörperbereich). Sekundärbewegungen ergeben sich aus der gezielten Kombinationen bestimmter Primärbewegungen, so wie z.B. auch die eingangs erwähnte Maja. Sie lässt sich aus einer Wippe und dem Verschieben der Hüfte auf der Horizontalachse zusammensetzen.
Ein wenig Theorie:
Für die Wippe geht ihr einfach ein wenig ins Plié und beugt bzw. streckt abwechselnd das linke und das rechte Knie (Achtung: Bitte nie ganz durchdrücken). Das Hüftschieben erreicht ihr durch das wechselseitige Schieben der Hüfte nach rechts und nach links. Der Hosenbund bleibt hierbei ständig parallel zum Boden. Bauch-, Gesäß- und Beckenbodenmuskulatur geben hierbei den Impuls.
Die Verbindung oder die Zusammensetzung dieser zwei Primärbewegungen ergeben die Sekundärbewegung „Acht Abwärts“ (die Maja). Hierfür wird die Hüfte erst nach rechts geschoben, anschließend wird das rechte Knie gebeugt. Nun wird die Hüfte nach links geschoben und erst dort angekommen wird das linke Knie gebeugt und die Prozedur beginnt von vorn.
Hüftschieben
Diese und noch weitere, tolle Bildchen und ausführliche Erklärungen der Primär- und Sekundärbewegungen findet ihr auf http://www.nomenklatur-ot.de.
Übrigens wird der Suher-Saki-Step ebenfalls aus diesen beiden Primärbewegungen zusammengesetzt, nur die Reihenfolge unterscheidet sich. Die Hüfte wird wieder nach rechts geschoben, danach das rechte Knie gebeugt, nur wird es jetzt gleich wieder gestreckt und dann erst wird die Hüfte nach links geschoben. Eigentlich doch ganz einfach oder?
Weitere Videos aller Primärbewegungen und noch vieles mehr findet ihr auf der Website der Orient Academy (von Djamila aus Offenbach). So zum Beispiel auch für die Maja:
Übrigens wird der Suher-Saki-Step ebenfalls aus diesen beiden Primärbewegungen zusammengesetzt, nur die Reihenfolge unterscheidet sich. Die Hüfte wird wieder nach rechts geschoben, danach das rechte Knie gebeugt, nur wird es jetzt gleich wieder gestreckt und dann erst wird die Hüfte nach links geschoben. Eigentlich doch ganz einfach oder?
Weitere Videos aller Primärbewegungen und noch vieles mehr findet ihr auf der Website der Orient Academy (von Djamila aus Offenbach). So zum Beispiel auch für die Maja:
Aber nicht nur Djamila hat sich bemüht alle gängigen Bauchtanzbewegungen zu filmen und ins Netz zu stellen. Um ein breiteres Spektrum zu erlangen kann ich euch ebenfalls die YouTube Kanäle von Coco und Yaminah empfehlen.
Hier nun der Versuch den eingangs erwähnten Satz „Arabesque devant En-dehors mit anschließender Pas de bourrée Drehung endend in Raumrichtung 5, Maja, Maja, Maja, Maja!“ aufzulösen.
Arabesque (Pose, der Tänzer steht auf einem Bein, das andere Bein wird mit gestrecktem Knie nach hinten gehoben) Devant (nach vorn) En-dehors (Bewegungen „vom Standbein weg“) Pas de bourrée (eine aus drei Schritten bestehende Wechselschrittkombination), 4x Acht Abwärts – geschafft :):
Bild: Bewegung En-dehors (Quelle: Wikipedia)
Schöner Beitrag! Danke für die Links, eigentlich kenne ich die Links, aber irgendwie sind sie bei mir in Vergessenheit geraten.
AntwortenLöschenSehr gern geschehen :)
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