Gestern
hörte ich es auf der Fahrt zur Arbeit im Radio, wir Deutschen werfen
313 Kilo Lebensmittel weg – und zwar J
E D E S E
K U N D E!
Das hört sich viel an
und auch, wenn ich diese Info in ihrer Tragweite erstmal gar nicht so
wahrgenommen habe, das ist verdammt schrecklich. Heute gab es einen
Bericht im Fernsehen über die Verschwendung von Lebensmitteln und
wie man inzwischen versucht weniger Ausschuss zu verursachen. Und ich
sitze da mit gemischten Gefühlen. Reaktion 1: Ohgott, ich will es
eigentlich gar nicht wissen! Reaktion 2: Ohgott, dagegen muss man
doch was tun!
Ich
bin ja eh dauernd beim Einkaufen hin- und hergerissen. Ich möchte
keine Industrieprodukte essen, ich möchte keine dieser
milliardenschweren Ausbeuter-Konzerne mit meinem Griff ins Regal
unterstützen, ich bin mir aber nie sicher, ob ich es nicht doch tue.
(Ich gehe stark davon aus, dass niemand, der auf dem
Lebensmittelmarkt Geld verdienen will, ehrlich ist! Auch nicht die
Bio-Ketten à
la Denn's - doch irgendwie erscheint mir das dann wieder als das
kleinere Übel.)* Und dann kommt immer wieder die Erziehung durch:
„Hauptsache billig!“ Doch dagegen kämpfe ich täglich. Bei mir
heißt es: „Hauptsache gut!“ Ich wäre gerne
Selbstversorger – als Kind wollte ich schon Bäuerin werden – so
steht es in vielen "Freundschaftsbüchlein". Aber ich
schweife ab.
Was also kann man tun
gegen diese bodenlose Frechheit, gegen diese Arroganz der
Industrieländer Lebensmittel wegzuwerfen? Und nicht etwa
wegzuwerfen, weil sie verdorben sind. Nein, wegzuwerfen, weil die
Karotte zu krumm für das Auge des werten Kunden ist. Oder
wegzuwerfen, weil der Apfel in die genormte Apfelmusmaschine nicht
reinpasst. Viel fällt in der Fabrik an, weil das Eis am Stil nicht
perfekt aus der Produktion kommt – und zack, ab in den Müll damit.
Milch, Zucker, Sahne, was weiß ich, was da alles drin ist – ab in
den Müll. Für die Milch musste irgendeine arme Milchkuh herhalten –
alles umsonst.
Grad neulich habe ich
so eine Situation aber auch aus nächster Nähe erlebt. Jemand kauft
Bio-Hähnchen und vergisst es leider im Bürokühlschrank. Kann ja
passieren. War für das Abendessen vorgesehen – am nächsten Tag
ging es auf Dienstreise. Hühnchen lag da rum. Ein zweite Person
sagte zu, das Hühnchen zu übernehmen und hat es dann ebenfalls
vergessen. So diese Person ist freitags nicht im Job, so dass Kollege
Nummer drei das Hühnchen nun nehmen sollte. Hat es aber auch
vergessen. Es kam, was kommen musste – langes Wochenende und
eigentlich war das Hühnchen auch am Dienstag noch als haltbar
deklariert, aber es landete (aus Angst vor Salmonellen) im Müll.
Huhn umsonst gestorben. Ich fand's ganz grässlich.
Natürlich muss ich mir
auch an meine eigene Nase fassen: Hüttenkäse im Bürokühlschrank
vergessen, angeschimmelt, weggeworfen. Grad gestern. Aber generell
habe ich keine Lust mehr da mitzumachen.
Wer gründet mit mir
eine alternative Selbstversorger-Kommune? Das würde ich nämlich am
liebsten tun. Raus aufs Land, Resthof renovieren, möglichst alles
selbst herstellen, die Tiere sind nur zum Liebhaben da! Und fertig.
Bis es soweit ist, kann
ich zumindest versuchen besser einzukaufen und das alles besser zu
verwerten. Täglich verhungern 18.000 Kinder. Und wir werfen völlig
überflüssiges Eis am Stil weg, weil es asymmetrisch auf dem
(ebenfalls umsonst produzierten) Holzstil sitzt.(Wobei auch hier
langsam ein Umdenken beginnt.*)
Wer mir gute Tipps
geben kann, wo ich gut und nachhaltig einkaufen kann: immer her
damit!
Claudi
* vgl. hierzu Thilo
Bodes Buch „Die Essensfälscher“
**Hierdie Sendung auf die ich mich beziehe:
(ab Minute 20:50 ist das Eisbeispiel dran)
*** Und noch ein
wichtiger Link (gleichzeitig Fotoquelle).
Oh Mann, ja Claudi, da sprichst Du mir zu 100% aus der Seele. Diese ganzen Verkettungen von globalen Produktionslinien, Arbeits- und Lebensbedingungen, um dann am Ende das ohnehin überflüßige, bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Chemieessen wegzuwerfen... Ich finde ja diese Restessenmüllschlucker-Dinger, die in den USA üblich sind ganz, ganz schrecklich. Direkt vom Esstsich, noch warm ab in den Schredder! Ich habe schon alles mögliche probiert, viel Restessen irgendwie verwertet, musste mir viel Blödsinn anhören ("Du machst das doch nur, weil Du aus Äthiopien bist, oder?"...!) Aber am Ende scheint wirklich nur die Selbstversorgung die beste Möglichkeit zu sein, ich mach mit bei der Farm :-)
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