Donnerstag, 27. Juni 2013

Claudis Corner | Den Dingen auf den Grund gehen.

Wie ihr euch sicher erinnert, habe ich mich kürzlich testweise durch alle grace-Kurse gesportelt und darüber hier im Blog berichtet. So weit, so gut – nun habe ich mir aber gedacht, ich gehe den Dingen noch einmal auf den Grund. Natürlich habe ich eine Ahnung, was wir da bei grace so machen – aber ich wollte es noch einmal genauer wissen. Daher habe ich mir Stephie geschnappt und sie mal zu diesem Thema befragt.

Hier nun also mein Interview mit Stephie, der Erfinderin der gracemethode®, über eben diese „Spitzen-Sportart“!

Claudi: Stephie, du hast die gracemethode® selbst entwickelt – wie lange gibt es diese denn nun eigentlich schon?
Stephie: Seit Juli 2009. Die Kurse der ersten Stunde hießen "Jump Around" und "Kurvendiskussion". "Jump Around" war der Vorgänger vom Mix-Kurs und "Kurvendiskussion" hatte Ursprünge von den heutigen Kursen "Little Middle" und "Hot Pants". Rückblickend kann ich sagen, dass sich nicht nur die Kurse verändert haben und neue Workouts dazu gekommen sind - es ist ein nicht endender Prozess und das ist auch das Schöne daran :).

Claudi: Was steckt dahinter, was hat dich angetrieben diese Art des workouts zu entwickeln? Was ist grace für dich? 
Stephie: Ich habe in den 90er Jahren mal in einem Fitnessstudio in Osnabrück einen Trampolin-Kurs mitgemacht (Rebounding) und es war SOFORT um mich geschehen. Was für ein Spaß!! Leider war damals aber Step-Aerobic schwer angesagt und die wöchentliche Zahl meiner "Mit-Hopserinnen" sank von Woche zu Woche dramatisch. Schließlich wurde der Kurs leider ganz abgeschafft. Seitdem habe ich mir immer wieder privat kleine (Kinder-)Trampoline gekauft und sie daheim regelrecht zerrockt ;). Trotzdem hab ich mich IMMER nach einem Kurs gesehnt, weil ich ein "Herdentier" bin und mich allein schlecht aufraffen kann. Leider ohne Erfolg, aber als ich 2008 mit Regine movenyo eröffnete, war mir schnell klar: "Das mach ich einfach selbst"! Ich wusste noch nicht so genau, wo die Reise hingeht - aber ich wusste, dass ein Trampolin dabei sein wird :). Mittlerweile haben sich ja auch die Trampoline stark verändert und haben nichts mehr mit den kleinen "Quietsche-Dingern" aus den 90ern zu tun. Wir setzen Bellicon-Geräte ein - für mich der Porsche unter den Trampolinen!

Ebenfalls in den 90ern war ich außerdem schwer verliebt in Callanetics (vielleicht angefixt durch meinen langjährigen Ballettunterricht). Callan Pinckney war eine der Pionierinnen in Sachen "Barre-Training" und aus heutiger Sicht entdecke ich rückblickend auch einige Pilates-Elemente in ihrem Training. Pilates kannte damals noch niemand hier ;). Niemand erfindet ja das Rad neu, aber es kommen immer neue Einflüsse und Erkenntnisse dazu - das ist spannend! Im Laufe der Jahre sind unzählige Barre-Workouts auf der Welt entwickelt worden und ich fand die Idee interessant, das Training an der Ballettstange mit anderen Elementen (u. a. dem Trampolin) zu kombinieren.

Bewegung muss (!) für mich Spaß machen - dann darf es auch anstrengend sein. Da ich von Haus aus ein sehr fauler Mensch bin, "packt" man mich persönlich nur mit dem Spaßfaktor. DAS war meine Grundidee, denn ich gehe davon aus, dass ich damit nicht allein bin :). Die Rückmeldungen geben mir recht, denn nach den Kursen höre ich häufig folgenden Satz: "Scheiße, war DAS anstrengend, aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht!". Das macht mich glücklich, denn genauso empfinde ich es auch :). Die Energie in den grace-Kursen ist wirklich unglaublich - das muss man erlebt haben und es haut mich jedesmal selbst wieder um! Was grace für mich ist? Spielwiese, Motivation und definitiv eine große Liebe meines Lebens!

Claudi: Worauf kommt es bei grace genau an? Was unterscheidet die gracemethode® vom üblichen Bauch-Beine-Po-Kurs?
Stephie: Außer, dass wir "turnen", gibt es im Grunde keine Gemeinsamkeiten *lach*. Keine Kursstunde der gracemethode® gleicht der anderen und das ist wohl eine der größten Besonderheiten. Weder die Teilnehmerinnen noch die Muskeln wissen, was auf sie zukommt und damit hat Langeweile nicht den Hauch eine Chance (und man vermeidet Trainings-Plateaus, in denen sich einfach nichts mehr entwickeln will). Außerdem werden in jeder Stunde so viele Muskelgruppen wie möglich angesprochen - und das idealer Weise gleichzeitig! Wir arbeiten nicht nur an den großen Muskeln, die auch für die Fettverbrennung wichtig sind, sondern speziell auch an den kleinen Stützmuskeln. Und genau die sind dann sozusagen für die Feinmodellage zuständig. Abgerundet wird das Ganze durch unsere schweißtreibenden Cardio-Sessions und unsere ausgesuchte Musik. Letztlich sagt unser Slogan alles: "Mehr kann man in 60 Minuten nicht machen"! Amen :).

Claudi: Gibt es eine Art "Goldene Regel", die man als Teilnehmerin bei grace beachten sollte?
Stephie: Ja, durchaus! Platz 1: Die Atmung, Platz 2: Die Haltung, Platz 3: Die Atmung, Platz 4: Die Aufmerksamkeit und Platz 5: Richtig, die Atmung ;)! Sowohl die Atmung als auch die richtige Ausrichtung des Körpers sind elementar! Leider werden sie im Eifer des Gefechts gern vernachlässigt. Im Kurs beobachte ich oft, dass es den Teilnehmerinnen mehr darum geht, das Bein "höher, weiter, schneller" zu bewegen. Die wichtigen Grundprinzipien sind dann die Elemente, die leider zuerst vernachlässigt werden. Sie vermeiden aber nicht nur Verletzungen, sondern man wird auch Unterschiede darin sehen, wann sich die ersten gravierenden Resultate zeigen. Alle Prinzipien begünstigen sich gegenseitig! Wie beim Pilates, Yoga und letztlich auch (ganz philosophisch) im täglichen Leben. Nur wenn ich ganz aufmerksam bei mir, meinem Körper und der Übung bin (und nicht im Geiste meinen Einkaufszettel durchgehe), kann ich meine Körperhaltung kontrollieren und richtig atmen. Und wenn ich richtig atme, bin ich automatisch ganz aufmerksam bei mir und der Übung. Klingt einfacher als es ist, aber mit der Zeit verselbständigt es sich. Man muss es sich nur immer wieder bewusst machen.

Claudi: Probierst du jede Übung selbst aus, bevor du sie in den Kursen anbietest?
Stephie: Ja, definitiv - das ist mit das Schönste an meinem Job! Oder vielleicht ist das Schönste auch die Stimmung in den Kursen? Oder, dass ich ständig nach neuer Musik für die Kurse stöbern darf? Ich weiß es nicht... ;). Aber wir führen auch regelmäßig Trainer-Trainings durch, in denen wir alle die Übungen ausprobieren und daran feilen. Das macht immer sehr viel Spaß und ist ein Quell der Inspiration.

Claudi: Hast du eine persönliche Lieblingsübung?
Stephie: Oh, das ist schwer - ich mag so viele der Übungen! Generell kann ich sagen, dass ich total gern an der Ballettstange arbeite (ich liebe die Attituden und Arabesquen und das unschlagbare Gefühl SOFORT zu spüren, wo es arbeitet :)). Aber ich mag auch die Plyos und alle stehenden Bauchübungen mit den Bändern - da habe ich sofort das Gefühl, ein paar Zentimeter weniger Umfang in der Taille zu haben. Und auch, wenn es extrem anstrengend ist: Ich liebe die freistehenden Übungen mit dem Stab im "Balance-Kurs"!!

Claudi: Seit Kurzem gibt es mit High Five Zuwachs in der grace-Familie. Du bist also ständig dabei die gracemethode® weiterzuentwicklen. Was ist deine Motivation?
Stephie: Es macht mir einfach Spaß und tatsächlich ist das meine größte Motivation. High Five ist aus dem Wunsch nach einem richtigen Super-Power-Kurs entstanden. Wenn ich das Gefühl habe, dass noch ein Element in der "grace-Familie" fehlt, überlege ich lange, wo ich es unterbringen kann. Meist gelingt das in den bestehenden Workouts, aber manchmal muss auch ein ganz neues Workout her. Dieses Gefühl, wenn man das erste Mal einen neuen Kurs gibt und die Reaktionen der Teilnehmerinnen beobachtet - unbezahlbar und ein echtes Geschenk!! Ich habe den tollsten Job der Welt und verliebe mich fast jeden Tag neu :).

Claudi: Dürfen wir uns auf weitere grace-Überraschungen freuen, ist da was in Planung?
Stephie: Unbedingt. Aktuell arbeite ich an einem Workout, das mehr in Richtung Kraft & Flexibilität geht und die Faszien-Arbeit mit ins Spiel bringt. Das wird etwas "ruhiger", aber trotzdem anstrengend und bildet damit noch mal eine schöne Ergänzung für das "Rundum-Paket". Ach, und ich träume von einer Art "Grundkurs" - einem grace-ABC für Beginner, damit wir von Anfang an noch mehr an den Grundlagen arbeiten können.

Claudi: Zum Schluss: Möchtest du noch irgendetwas zur gracemethode® loswerden, das ich vergessen habe zu fragen?
Stephie: Vielleicht noch ein Wort zu den rotierenden Kursen der gracemethode®. Ich weiß, dass viele Teilnehmerinnen einen Lieblingskurs haben und manche Frauen sparen auch bestimmte Kurse ganz aus. Ich möchte noch mal betonen, wie wichtig es ist, ALLE grace-Kurse zu nutzen - nur so hat man ein perfektes Rundum-Paket mit optimalen Ergebnissen. Ja, jeder Kurs ist auch für sich genommen ein super Ganzkörper-Training, aber wie bei einem Puzzle fügt sich alles zu einem Gesamtbild zusammen, wenn ich die Kursrotation richtig nutze. Es hat ja durchaus einen Grund, dass man bestimmte Kurs lieber macht als andere ;). Ich mache beispielsweise lieber "Hotpants" als "Little Middle", weil meine Bauchmuskulatur mein größter Schwachpunkt ist. Genau darum ist "Little Middle" für mich der perfekte Kurs und ich tue nur meinem Schweinehund einen Gefallen, wenn ich ihn meide... :).

Claudi: Liebe Stephie, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!
Stephie: ICH danke!

Image via movenyo (Fotograf: Joachim Lührs)

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