Donnerstag, 10. April 2014

Claudis Corner | Ich bin im Fluss...


Nach Innehalten kommt zwangsläufig die Bestandsaufnahme. Wo stehe ich in meinem Leben? Und wo will ich noch hin? Wer begleitet mich? Wer fördert mich? Wer nimmt mich wahr und wer nimmt mich hin? All diese Fragen gilt es zu bedenken – doch hat man eigentlich den Mut sich selbst gegenüber ganz ehrlich zu sein? Und was, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich eingesteht, dass dies oder jenes, einer Frischzellenkur bedarf ? Das bedeutet ja nicht automatisch, dass man den Gedanken Taten folgen lässt.

Man kommt immer mal wieder an so einen Punkt im Leben, der einen Wendepunkt markiert.Vielleicht alle zehn Jahre oder so? Ich habe ja nun im vergangenen Jahr viele Veränderungen erlebt und merke im Moment sehr stark, dass mich das verändert hat. Ich bin nicht mehr dieselbe wie noch vor einigen Monaten und ich finde das auch gut. Ich lebe und lerne, erfahre Neues, lerne neue Leute kennen, reaktiviere alte Freundschaften  und, und, und...mein Leben ist in Bewegung und gefühlt geht es bergauf. Na, oder zumindest voran. Und unglücklicherweise verlange ich insgeheim, dass auch andere meinen Veränderungen Rechnung tragen. Dass sie diese wahrnehmen, dass sie diese positiv (oder auch negativ bewerten) – aber dass sie diese wahrnehmen. Tun aber nicht alle – denn man bleibt in den Augen mancher Menschen halt immer die Kleine, die Tochter oder wer auch immer. Das ist diesen Menschen sicher nicht vorzuwerfen, aber ich bin in Bewegung und kann sicher mit 37 nicht dieselbe sein wie mit 27. Will ich auch nicht.

Jetzt gerade spukt mir immer wieder diese Geschichte von Herrn K. im Kopf herum. Mein Gott, wie habe ich im Deutschunterricht immer gedacht: "Lasst mich mit Herrn K. zufrieden!" Und nun, über 20 Jahre später geht mir das Lichtlein auf. Ich meine diese Geschichte – von Brecht:


Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." 
"Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
Bertolt Brecht, Das Wiedersehen

Ihr versteht, worauf ich hinaus will? Ich hab momentan das Gefühl, dass einige mich nicht so sehen, wie ich inzwischen bin. Sondern, dass sie sich auf dem Bild von mir ausruhen, das sie sich mal gemacht haben. Das sind so Dinge, über die ich in diesen Tagen permanent nachdenke.

Passend dazu heute dieser eine Post auf facebook (Danke, Eva). Was bedauern Menschen, die im Sterben liegen? Sie bedauern, nicht mehr Mut gehabt zu haben, wirklich ihr eigenes Leben zu leben. Sie bedauern, sich nicht erlaubt zu haben, glücklicher zu sein. Und sie bedauern auch, anderen gegenüber nicht ihre Gefühle ausgedrückt zu haben.

Ich müsste nun also folgerichtig rumlaufen und sagen: "Seht mich an! Ich bin's! Die 37-jährige Version der Frau, die ihr kennt. Ich bin anders, ich bin hier mehr und da weniger, als ihr glaubt. Ich habe Tiefen, ich habe Höhen und ich habe Abgründe, in die ich mich noch nicht traue hinunterzublicken..."

Tja...nach Innehalten kommt Bestandsaufnahme. Und das ist meine...vorläufig.


Claudi

Image via Pinterest

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