Dienstag, 8. Oktober 2013

Frauenpower?!


Neulich las ich ein Interview mit einer deutschen Schauspielerin und auf die Frage, wie sie so mit ihren Kolleginnen auskommt antwortete sie: "Ich bin eindeutig eine Frauen-Frau!". Das hat mich beschäftigt, denn diese Wortkreation kannte ich nicht und auch inhaltlich war das neu. Man hört relativ häufig die Aussage von Frauen: "Ich komme besser mit Männern als mit Frauen klar!".

Woran liegt das und wieso ist das überhaupt ein Thema?

Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich mit Männern grundsätzlich besser auskomme als mit Frauen. Mit manchen Menschen komme ich halt gut klar und mit anderen weniger oder auch gar nicht. Allein durch meinen Job habe ich ja nun mal mehr mit Frauen zu tun. Rein quantitativ kenne ich also deutlich mehr interessante und tolle Frauen als Männer.

Wenn man zu dem Thema recherchiert, landet man früher oder später bei dem unschönen Begriff "Stutenbissigkeit", womit ein eifersüchtiges, neidisches und missgünstiges Verhalten von Frauen untereinander gemeint ist. Auslöser dafür ist Rivalität. Francois Lelord sagt in "Hectors Reise": "Rivalität ist ein schlimmes Gift für das Glück."! Amen, kann ich da nur sagen....

Neigen wir Frauen denn mehr zu Rivalität als Männer? Und wenn ja, warum? Ist eine andere Frau eine Bedrohung, weil sie schöner, schlauer, erfolgreicher ist? Neidgefühle kann ich nachvollziehen und auch wenn das Wort "Neid" hässlich ist, kommt es nicht ohne Bewunderung zustande. Neid ist irgendwie auch kindlich ("Uäääh, ich will AUUUUCH!") - ohne, dass ich das jetzt verniedlichen will. Missgunst ist für mich die erwachsenere und auch bösere Form ("Wenn ich nichts habe, sollst du auch nichts haben - so!"). Grundlage dürfte aber bei beiden Gefühlen der Vergleich sein. Wenn wir uns ständig mit anderen vergleichen, schneiden wir (für uns!!!) meistens nicht so gut ab. Scheinbar sind im Vergleich zu uns alle anderen schöner, glücklicher und überhaupt. Wir blockieren uns am Ende selbst und werden garstig und immer unzufriedener. Neidfreie Bewunderung kann ein unglaublicher Motivator sein - pure Inspiration!

Was also ist die Lösung bzw. gibt es eine? 

Es einfach lassen!?? ;) Ja, wenn es so einfach wäre! Ich finde es total wichtig, das eigene Verhalten einfach mal unter die Lupe zu nehmen. Glaube ich von mir selbst, dass ich mit Frauen nicht so gut auskomme? Habe ich Sätze im Kopf wie: "Frauen sind halt immer so missgünstig!"? Vergleiche ich mich häufig mit anderen Menschen? Was geht mir durch den Kopf und wie fühle ich mich? Oft spielen ja (wie immer) Kindheitserlebnisse eine Rolle. Beispielsweise ein Dauer-Konkurrenzkampf mit der Schwester oder Mutter. In der Kindheit vielleicht ein überlebenswichtiges Verhalten - im Hier und Jetzt komplett überflüssig und anstrengend. 

Zurück zur Selbst-Beobachtung: Was denke ich, wenn mir eine tolle Frau begegnet? Ist da ein Gefühl von Neid und wenn ja: Kann ich das nicht auch positiv nutzen? Was spricht dagegen, einfach zu sagen: "Ich finde super, was du machst, wie du das machst oder wie  du bist -  hast du da ein Geheimnis oder einen Tipp?". Ernst gemeinte (!) Komplimente machen Stutenbissigkeit unmöglich und (nicht nur) darum bin ich ein großer Fan von Komplimenten :). Übrigens ist es häufig viel schöner, ein Komplimente zu machen als eines zu bekommen. 

Apropos: Um dem Neidhammel in uns nachhaltig die Stirn zu bieten, darf man sich auch ruhig mal selbst ein tolles Kompliment machen. Denn wenn ich mit mir im Reinen bin, muss ich mich weniger vergleichen und damit beurteilen.

Ich wünsche mir bei movenyo einen rivalitätsfreien Raum! Wo wir sein können, wie wir sind und nicht nach links und rechts schielen müssen. Was meint ihr - ist das möglich oder reines Wunschdenken? 

Image via Pinterest








2 Kommentare:

  1. Interessantes Thema und wieder einmal ein sehr schön geschriebener Artikel. Was den Inhalt angeht bin ich mir irgendwie noch unschlüssig. Ich habe beruflich mehr mit Männern zu tun und würde mich grundsätzlich auch eher zu den Frauen zählen, die ihrer eigenen Meinung nach mit Männern besser klar kommen. Bisher habe ich bloß nie versucht zu ergründen, warum das so ist. Ich habe hohen Respekt vor den sogenannten "Powerfrauen" und umgebe mich mittlerweile gern mit ihnen. Das war aber nicht immer so. Früher schienen solche Frauen unerreichbar für mich und ich war wohl tatsächlich neidisch auf ihren Erfolg und ihre Ausstrahlung. Wahrscheinlich gibt es dann solche Frauen, die damit nicht umgehen können und anfangen zu zicken oder solche Frauen, die der Konfrontation aus dem Weg gehen und sich dann lieber mit Männern umgeben. Das könnte zumindest diese Frage erklären. Warum wir aber grundsätzlich neidisch werden und uns ständig vergleichen (müssen) ist mir bis heute ein Rätsel. Wenn du hierfür eine Lösung findest, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du sie mit uns teilen würdest. Es wäre alles sooooo viel einfacher! ;)

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    1. Danke für deinen ehrlichen Kommentar. Ja, es kann sein, dass das Ausweichen auch eine Strategie ist - so hab ich das noch nicht gesehen :). Tatsächlich ist mir im Laufe der Jahre klar geworden, dass wir IMMER bei uns selbst anfangen müssen. Grundlage für negative (Neid)gefühle ist ja immer die ureigene Angst, nicht zu genügen und eben nicht so toll zu sein. Da müssen wir also ran und am Ende geht es im Leben fast immer um Selbstakzeptanz und Selbstliebe (auch, wenn das von den meisten Menschen immer gleich auf die Esoterikschiene geschoben wird). Wenn ich mich mag, kann ich auch anderen ihre Großartigkeit lassen bzw. wie sie neidlos dafür bewundern. Und es gibt tatsächlich für einen persönlich nichts "Entwaffnenderes", als ein paar ehrlich gemeinte Worte der Bewunderung für einen anderen Menschen (oder Gedanken - nicht jeder kann das so offen an- bzw. aussprechen). Ich glaube aber auch, dass der Weg zur Selbstakzeptanz eine Lebensaufgabe ist und somit auch (hoffentlich ;)) lange dauert. In den letzten 4 Jahren hat sich da bei mir viel getan, was sicher auch mit damit zusammenhängt, dass ich beruflich auf mein Herz gehört habe und da immer mehr Vertrauen zu meinen Fähigkeiten bekomme - aber auch mit meiner Erkrankung, die das Leben ja nun mal auf den Kopf stellt. Wie immer ist der Weg das Ziel und ich komme mehr und mehr dahin, den Weg auch zu genießen (und nicht immer zum Ziel zu schielen).

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